Cape Town City Centre
Heute war ich wie bereits angekündigt im Stadtzentrum bzw in Kapstadt selbst. Kleine Info am Rande: Der Rest drum herum nennt sich Kap-Provinz :-).
Eigentlich hatte ich geplant mit einem Mini-Bus zu fahren, allerdings hatte ich das einmalige Glück, dass von den 764 Bussen, die täglich Richtung Kapstadt fahren keiner in Reichweite war als ausgerechnet ich dahin wollte. Also hieß es wieder, die Beine in die Hand nehmen und die 5 km zu Fuß gehen. Aber so lernt man wenigstens die Gegend kennen. Kapstadt selbst ist, wie man auch auf den Fotos sieht an sich eine ganz normale Großstadt, die sich nicht sonderlich von Köln oder Sydney unterscheidet: große Bürogebäude, Einkaufsstraßen mit allen möglichen Geschäften und Essensmöglichkeiten, Restaurants, Einkaufszentren, etc. Bezüglich dem Einkaufen fällt mir übrigens ein, dass das hier das mit Abstand seltsamste Shopping ist, was ich je erlebt habe und ich habe ne Menge Erfahrung auf diesem Gebiet :-)>. Egal, ob man Kleidung oder Lebensmittel kauft, in JEDEM Laden gibt es mind. drei Sicherheitsbeamten. Einer steht direkt an der Tür und die anderen sind verteilt im ganzen Geschäft. Derjenige, der den "Türdienst" schiebt hat so wie ich das beurteilen kann, die meisten Aufgaben. Ich schilder deshalb mal einen ganz normalen Einkauf: Hat man bereits Tüten oder Einkaufstaschen in der Hand, wenn man ein Geschäft betritt, gibt es zwei Möglichkeiten, nach denen vorgegangen wird. Entweder der Sicherheits-Mensch nimmt die Tüten entgegen und hält sie so lange fest bis man den Laden wieder verlässt (das passiert vor allem in kleineren Geschäften oder Mini-Märkten, in denen der arme Mann sich merken kann, wem welche Taschen gehörten). Die zweite Alternative (und die ist im ersten Moment etwas verwirrend) ist, dass die mitgebrachten Tüten zugeklebt werden. Der Security-Mensch klebt mit etwa 12 Streifen buntem Tesafilm jede einzelne Tüte zu und prüft beim Verlassen des Geschäfts, ob diese auch zwischendurch ja nicht geöffnet wurden.Dann gibt es auch noch die Fälle, bei denen der "Türsteher" noch eine weitere Aufgabe hat: Um ein Geschäft wieder verlassen zu können, vorausgesetzt man hat ein Produkt des Geschäfts in der Hand, muss man den Kassenbon an der Tür beim Hinausgehen vorzeigen, der dunkel gekleidete Muskelprotz mit Schlagstock signiert den dann und man darf den Laden unbeschadet verlassen. Ich war derart verwirrt über diese Sitten hier, dass ich meine südafrikanische Mitbewohnerin danach gefragt habe, ob das normal sei oder ob ich einfach ein seltsames Händchen für die Auswahl meiner Geschäfte habe. Sie war allerdings erstaunt, dass ich mich so sehr darüber wunder und kann sich nicht vorstellen, dass das in Deutschland nicht genauso ist. Ihr Schreckens-Szenario war dann, dass sie, wenn sie mal nach Deutschland kommt, so lange an der Ladentür wartet, dass ihr jemand die Tüte zuklebt, bis das Geschäft irgendwann schließt. Genauso achtet sie sehr penibel darauf, dass unser Fenster (wir sind im dritten Stock UND können das Fenster nur einen klitzekleinen Spalt weit öffnen) immer geschlossen ist, wenn niemand hier ist. Es ist wohl Gang und Gebe, dass Diebe mit selbstgebauten Angelruten durch die Fensterspalte greifen, um an die Wertsachen zu gelangen. Als ich ihr davon erzählt habe, dass es in Deutschland sogar Menschen gibt, die ihre Haustüren auflassen bzw. nicht dreimal überprüfen, ob sie wirklich geschlossen ist, ist sie fast aus allen Wolken gefallen. Genauso muss ich geguckt haben, als mir im Supermarkt meine Tüte aus dem vorigen Supermarkt zu geklebt wurde. Aber das nur mal so als Hintergrundinfo, falls mal jemad hier runter kommt. Ich hoffe, dann erinnert er sich an meine Worte und guckt nicht so doof, wenn jemand seine Tüte klaut oder dran rum klebt :-).
Jedenfalls war ich ja dann heute in Kapstadt, um mal wieder auf das wesentliche zurück zu kommen. Nachdem ich dann das typische Touri-Shopping-Center-Einkaufsstraßen-Zeug hinter mir hatte und mich etwas mit der südafrikanischen, kulinarischen Vielfalt auseinandergesetzt hatte... Moment, da muss ich auch noch was zu sagen. Es gibt hier ein Gericht bzw. Fast Food-Dings, das sich Gatsby nennt. Für alle, die auf fettiges, perverses und möglichst ungesundes Essen stehen, muss das der Hammer sein:
Man nehme ein riesiges Hotdog-Brötchen, matsche dort geschätzte 250 ml Mayo rein, stecke zur Deko 1,5 Salatblätter rein, packe eine große Portion Pommes (triefend vor Friteuesenfett) darauf und stecke zu guter letzt noch eine Wurst dadrauf (diese ist hier rosa-pink oder orange, keine Ahnung wieso oder wie sie das hinkriegen, aber das gebt der Sache den zusätzlichen künstlichen Kick). Da ich ja bekanntlich nicht so der Fleischfanatiker bin und ganz nebenbei morgen auch nicht an Überfettung oder zu hohen Cholisterinwerten sterben will, habe ich das gute Ding noch nicht probiert. Allerdings muss ich sagen, dass die hier wunderbare Teigtaschen machen, in sie alles an Gemüse oder Käse reinpacken, was sie so finden. Die sind auch nicht viel kalorienärmer, aber mit dem Gemüse tut man was für sein Gewissen und sie sind echt geil!! Da fällt mir übrigens auch noch ein, wie die Gewichtsverteilung der einheimischen Menschen hier so ist: Der Großteil der Frauen ist (deutlich) übergewichtig, während die Herren der Schöpfung dagegen physisch kaum noch vorhanden sind. Wenn ich jetzt gerade beim Essen bin, mache ich da auch kurz noch weiter: Der Kaffee hier ist der Wahnsinn. Im Hostel ist der for free und wenn ich mich nicht zusammen reißen würde und es nicht so warm wäre, würde ich nichts anderes mehr trinken. Dann kann ich noch den Apfelwein empfehlen, falls es jemand mal etwas alkoholischer haben will und mit dem Tequila hingegen kann man längst verstorbene Mitmenschen wieder zum Leben erwecken und quicklebendige ins Grab bringen :-). Extrem schrecklich ist hier auch das Brot bzw. die Brötchen. Das was die hier unter Körnerbrötchen verstehen, würde bei uns nicht mal als Weißbrot durch gehen und wenn man wirklich mal auf was mit Substanz beißen will, steckt man sich am besten Haselnüsse ins Brötchen und stellt sich vor, man wäre in einer deutschen Bäckerei. Das war dann jetzt auch die kulinarische Rundreise durch Kapstadts Speisen und Getränke bzw. das, was ich nach drei Tagen kenne und ich mache mal an der eigentlichen Geschichte weiter:
Ich bin dann zur Waterfront gegangen, also zum Hafen. Dort habe ich mich dann den Rest des Tages mehr oder weniger freiwillig aufgehalten (ich bin gefühlte drei Stunden im Kreis gelaufen, weil ich aus den Ansammlungen von Geschäften, Touristenattraktionen, Menschenmassen, Sehenswürdigkeiten, etc. nicht mehr raus gefunden habe). Dabei ist es dann auch dazu gekommen, dass ich, und jetzt kommt die große Überraschung meinen ersten Sonnenbrand bekommen habe :-). Wir hatten nämlich immerhin 28 Grad heute (gefühlte 35 Grad). Ich habe auch viele Fotos gemacht, die dann alle noch folgen.
Das war auch eigentlich schon das wichtigste von meinem Tag uns außerdem habe ich gerade etwas viel spannenderes erfahren: Wir haben mitbekommen, wie jetzt (es ist jetzt halb elf) mehrere Polizeibeamten hier im Hostel waren, wussten aber den Grund nicht. Die Finnin aus meinem Zimmer kam dann gerade und erzählte, sie hätte mit einem der Mitarbeiter im Büro gesessen und sie hätten sich über die Kameraüberwachung rund um das Hostel hier unterhlaten, die wirklich extrem gut. Es sind allein an der Außenmauer 12 Kameras, die jeden Winkel der Umgebung scannen und es sitzt zu jeder Tages- und Nachtzeit jemand vor diesen Kameras. Die Angestellten des Hostels überwachen so nicht nur das Hostel selbst, sondern auch die direkte Umgebung, da von den Nachbarn niemand Kameras besitzt und sie so unterstützt werden können. Jedenfalls ist in diesem Moment (während deren Gespräch) der Mitarbeiter plötzlich aufgesprungen und raus gerannt. Ein Mann hat sich an einem der Autos im Kamerafeld zu schaffen gemacht, und hat sich so gut versteckt, dass die Finnin selbst ihn gar nicht gesehen hat. Da die Mitarbeiter hier aber wie gesagt sehr, sehr viel Zeit vor der Überwachungsanlage verbringen, hat er ihn sofort gesehen und dementsprechend gehandelt, wie es hier normal ist: Er sei rausgerannt, habe ihn überwältigt (geschlagen, sodass er zu Boden ging) und hat ihn dann ins Hostel geschleppt, wo weitere Mitarbeiter ihn so lange zu Boden gedrückt hielten, bis die Polizei eintraf (was zur Freude des Diebs keine 90 Sekunden gedauert hat). Jedenfalls haben sie ihn dann abgeführt. Das letzte Mal, das etwas schlimmeres hier im Hostel passiertist, ist mehrere Jahre her, so hat uns der Mitarbeiter erzählt. Es hat sich ein Mann als Gast getarnt eingeschlichen und wollte die Zimmer ausrauben. Als sie ihn dabei erwischt haben, kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung, bei der der Dieb lebensbedrohlich verletzt wurde. Seitdem hat sich die Aufmerksamkeit der Angestellten bezüglich der Gäste radikal verändert. Das erklärt auch, wieso sie so aufmerksam uns Gästen gegenüber sind und sich ständig die Zeit nehmen mit uns über unseren Tagesablauf und unsere Pläne für den Tag zu sprechen. Wenn ich morgens gehe, wird gefragt, was ich vor habe und mir dementsprechend Tipps gegeben und bei meiner Rückkehr, werde ich ebenfalls auf einen Kaffee eingeladen und es wird gefragt, ob ich alles so geschafft habe, wie es vor hatte. Die Gäste fühlen sich deutlich mehr beachtet, das Personal wirkt persönlicher und vor allem ist gewährleistet, dass wirklich nur "befugte" Personen hinter die stark überwachten Mauern des Hostels gelangen. Achja, und Ellie (der Hostel-Hund) war übrigens auch in die Aktion verwickelt, da sie angreift, sobald jemand ihre Herrchen (Mitarbeiter des Hostels) anfasst oder angeht.
Das war dann auch meine kleine Gute-Nacht-Geschichte für heute :-)>
Und morgen gibt es: Wie Nadine in einem grenzenlos überladenen Hiphop-Mini-Bus von der Stadt ins Hostel fuhr :-)
Achja und hier ist übrigens mein Zimmer:
Und die Fotos von heute:
Und die südafrikanische Weihnachtsdeko Mitte Oktober:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen