Der letzte Tag als Tourist in Kapstadt
Heute ist das Hauptthema: "Mini-buses in Cape Town" oder auch "Kleinbusse, die Menschen an der Straße einsammeln, sie auf engstem Raum zusammenzwängen, alle Straßenregeln missachten, aber trotzdem unverzichtbar sind".
Also wie ich gestern schon angekündigt habe, geht es jetzt einen Beitrag zu meinen Erfahrungen in den lokalen Minibuses. Ich habe diese eigenwillige und einmalige Art der allgemeinen, mehr oder weniger öffentlichen Personenbeförderungsmethodik nämlich heute noch ausgiebiger genutzt.
Zu dem Aufbau lässt sich sagen, dass es sich um (meist weiße) Kleinbusse handelt, die häufig ihr Verfallsdatum um Jahrzehnte überschritten haben, aber immer noch irgendwie in Bewegung kommen (auch wenn nicht immer sofort oder ohne fremde Hilfe). Es gibt den Fahrer und weitere ein bis zwei Männer (ich habe noch nie gesehen, dass Frauen in diesem Berufszweig tätig sind), die sich um das Anwerben von zu befördernden Personen bemühen und diese dann abkassieren. Wie ich bereits erzählt habe, fahren diese Gefährte die Hauptstraße in beide Richtungen auf und ab, während einer der Beifahrer bei offener Schiebetür zur Hälfte aus dem Fahrzeug hängt und lauthals die Endstation des Busses preisgibt. Zusätzlich hupt der Fahrer ununterbrochen. Wenn man nun irgendwo hin will, muss man sich vorher erkundigen, ob die angestrebte Haltestelle auf der Route des Busses liegt, was man aber besser nicht bei dem Fahrer oder Mitfahrer macht, da die jede Konversation ablehnen, die sie wertvolle Zeit kostet. Dann geht man lediglich die Straße entlang und nickt, wenn einer der Busse vorbei kommt. Man muss nicht großartig auf sich aufmerksam machen oder die Hand heben, weil JEDER Passant höchstpersönlich (meist mit "Brother", "Sister" oder in meinem Fall "White Lady") angeschrien wird. Wenn man dann irgendwo in dem Ding einen Platz gefunden hat (wobei man sich beeilen muss, da die Weiterfahrt los geht, sobald man mit einem Fuß den Busboden berührt hat), wird während der Fahrt bezahlt. Die Kosten sind unterschiedlich, je nachdem in welche Richtung man fährt und ob man sich in Stadtnähe oder weiter draußen befindet. Es gibt auch nur einen Festpreis, den man bezahlen muss und der sich auf das Endziel des Busses bezieht, auch wenn man deutlich früher aussteigt. Die Kosten liegen für 5 km zwischen 6 und 7 Rand (44-50Cent). Dann sagt man dem Fahrer Bescheid, wenn man aussteigen will, er hält unverzüglich an, unbeeindruckt davon, ob er den restlichen Verkehr Kapstadts damit lahm legt oder von der Anzahl an Menschen, die er in Gefahr bringt, und man quetscht sich raus. Das ist eigentlich schon die ganze Prozedur. Das spannenste sind allerdings die unterschiedlichen Fahrer und "Geldeintreiber". So hatte ich gestern das unwahrscheinliche Glück in einem Techno-Bus zu sitzen, in dem man sich nicht mal schreiend unterhalten konnte und der Kaugummi-kauende, Sonnenbrillen- und Goldketten-tragende Beifahrer schimpft, wieso seine Musikanlage so leise ist. Heute hingegen durfte ich meine Fahrt in einem R´n´B- Bus verleben, in dem seltsame, afrikanische Versionen von Michael Jackson- Songs gespielt wurden. Das macht die ganze Sache sehr unterhaltsam. Außerdem ist es spannend wie in einen Bus, der für 12 Menschen konzipiert ist, 16 Erwachsene + 2 Babys reinpassen. Man gewöhnt sich auch sehr schnell daran, der einzige Mensch mit heller Hautfarbe zu sein, und wird (zum Glück) behandelt, wie jeder andere, so lange man sich so einheimisch wie möglich verhält.
Neben den Minibuses habe ich aber auch schon die normalen Busse ausprobiert, die tatsächlich noch defekter und älter aussehen als die Minibuses. Das besondere dabei ist, neben der Tatsache, dass es nur eine Tür vorne beim Fahrer gibt, dass auch diese Dinger erst fahren, wenn genug Passagiere drin sitzen. Bei den Minibuses kann es schon mal vorkommen, dass 5 km30 Minuten dauern, weil der Bus einfach nicht voll wird und die Fahrer nicht mit leeren Bussen fahren. Aus diesem Grund werde ich morgen, wenn ich meinen ersten Arbeitstag habe, auch eine bis anderthalb Stunden vor Arbeitsbeginn meine Reise antreten. Außerdem habe ich heute extra nochmal die Tour zum Hotel unternommen, in dem ich arbeite, und den Minibus genommen, weil ich das letzte Mal zu Fuß unerwegs war. So konnte ich auch die "Haltestelle" heraus finden, die am nächsten liegt, von der muss ich dann nur noch ca. 800 m laufen. Aber zurück zu den normalen Bussen: Wenn man erst einmal drin sitzt, scheinen alle Südafrikaner extremen Hunger auf fettiges Essen zu bekommen. Daher gibt es Männer mit großen gelben Säcken, die IM Bus auf und ab rennen und Chips in allen erdenklichen Sorten verkaufen. Und diese finden reißenden Absatz, was verständlich ist, wenn man bedenkt, dass man mit dem Bus auch mal gut und gerne 20 an der Haltestelle steht, weil er zu leer ist, um los zu fahren. Aber man gewöhnt sich auch daran. Und wo ich gerade beim Essen bin, ich weiß jetzt, warum die (Frauen) hier zum Größtenteil etwas stabiler sind. Ich habe auch drüber nachgedacht, mir fünf Kilo zu zu legen, da man ernsthafte Schwierigkeiten hat, sich bei dem Wind fortzubewegen, ohne am nächsten Tag Muskelkater zu haben. Meine nächste Anschaffung wird auch ein Kapuzenpillover, da ich mir sonst in den nächsten Tagen die Haare abschneiden kann, weil man die nicht mehr durch bürsten kann. Ich kann leider nicht zeigen, wie krass der Wind hier ist, aber genauso habe ich mir das Auge eines Tornados immer vorgestellt. Selbst Bananen (von den Straßenständen der Einheimischen) lernen dabei zu fliegen!!!
Aber das auch nur mal so am Rande. Jetzt komme ich zu meinem heutigen Tag, an dem ich wie gesagt zunächst nochmal zum Hotel gefahren bin. Zwischen Minibus-Haltestelle und Hotel liegt ein großes Einkaufszentrum für Touristen und eine Einkaufsstraße, die ich zum Teil durchqueren muss. Das war allerdings heute morgen gar nicht so einfach, da ein Part der Straße, sowie das gesamte Einkaufszentrum evakuiert wurde. Es gab eine Bombenwarnung, sodass wir alle die Straßenseite wechseln mussten. (Was ich auch sehr gesund finde, da das Wechseln der Starßenseite die Verletzungsgefahr durch die Explosion eines Einkaufszentrums wahrscheinlich auch nicht sonderlich verhindert, aber egal,
die haben da wohl Erfahrung mit). Jedenfalls habe ich davon auch ein paar Fotos im Anschluss und wir durften nach 20 Minuten auch wieder zurück.
Den Nachmittag habe ich dann wieder in Cape Town City verbracht, wobei ich meinen letzten Tag als Tourist mit einem Besuch des Cape Town Aquarium gekrönt habe, da ich für solche Späße zukünftig nur noch am Wochenende Zeit habe. Davon sind aber die Fotos aussagekräftiger, als wenn ich jetzt die einzelnen Meeresbewohner aufzählen würde, die es dort zu bestaunen gab :-).
Den Abend wurde ich eingeladen mit meiner deutschen und finnischen Mitbewohnerin und ein paar Einheimischen was Trinken zu gehen, was ich aber leider absagen musste, da ich ja ab morgen einem Job nachzugehen habe. Stattdessen hatte ich einen echt coolen Abend mit meiner südafrikanischen Mitbewohnerin mit alkoholfreiem und arbeitstauglichem Kaffee :-).
Da ich morgen wie gesagt meinen ersten Tag habe, folgen jetzt noch ein paar Fotos und ich bereits mich mental auf morgen vor :-).
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