Freitag, 10. Januar 2014

Hallo,

und mal wieder habe ich heute nicht so wahnsinnig viel zu erzählen.
Ich muss zwar gestehen, dass unglaublich viele und interessante und vor allem sehr spannende Sachen im Büro passiert sind, allerdings wird sich mein Praktikum wohl deutlich verkürzen, wenn ich diese Dinge ins Internet stelle :-).
Daher muss ich euch leider den internen Klatsch und Tratsch vorenthalten, obwohl ich damit den ganzen Blog füllen könnte.

Stattdessen fange ich aber jetzt mal mit dem Wetter an: Es hat aufgehört zu regnen. Vorgestern hat sich der Regen dann schlagartig (und zu meiner absoluten Freude) in strahlenden Sonnenschein verwandelt. Den ganzen Tag über war es sonnig, wir hatten strahlend blauen Himmel, aber es war recht frisch (ich bin jetzt sehr verwöhnt, also "frisch" bedeutet bei mir 24 Grad :-) ). Über Nacht ist dann das passiert, was ich für eine utopische Welt halte: Es hat die ganze Nacht geregnet. Gestern Morgen allerdings war der Himmel wieder babyblau und die Sonne brannte. Nach genau so einem Ort habe ich immer gesucht: tagsüber Sonnenschein und Hitze und nachts der nötige Regen, um alles schön grün zu halten. Also das bezeichne ich als perfekt.
Außerdem habe ich mich mittlerweile an den Wind gewöhnt. Ich finde auch er ist etwas weniger geworden, obwohl es laut Wetterdienst und Wetter-App auf meinem Handy keine großen Veränderungen gibt.
Neben dem Wetter habe ich mich wohl auch mittleweile an die Mentalität der einheimischen Bevölkerung gewöhnt. Daher gibt es jetzt mal eine allgemeine Zusammenfassung der Dinge, die die größten Unterschiede zwischen uns (oder dem täglichen Verhalten, das ich sonst von meinen Mitmenschen gewohnt bin) und den Leuten hier darstellen:

Die größten und krassesten Besonderheiten sind neben dem äußerlichen Erscheinungbild, was vor allem bei den black und coloured Damen, extrem unterschiedlich zu unserem europäischen ist, die Offenheit gegenüber fremden Menschen. Es ist vollkommen normal, sich hier gegenseitig auf offener Straße zu grüßen und sich einen guten Morgen/ Tag/ Abend zu wünschen. Anfänglich habe ich mich ziemlich belästigt gefühlt und unterhalte mich ungern mit wildfremden Menschen auf der Straße (auch wenn diese Unterhaltung nur 8 Sekunden dauert und nicht besonders Inhalt besitzt). Mittlerweile bin ich aber soweit, dass ich brav jedem antworte und sogar hin und wieder selbst anfange, Menschen zu grüßen, die ich sympathisch finde oder die mich anlächeln. Ich hoffe, dass ich das in Deutschland nicht zur Gewohnheit mache. Andernfalls buchten die mich ein wegen Belästigung oder so :-).

Als nächstes habe ich mich ein wenig (noch nicht vollkommen) an diese sehr "touchige" Mentalität gewöhnt. Unabhängig von Hautfarbe, Rasse und Kultur sind die Leute hier sehr auf Körperkontakt bedacht. Während ich vollkommen damit zufrieden bin, zu meinem Geburtstag eine Umarmung von meinen Kolleginnen und Kollegen zu bekommen, muss es bei denen (vor allem bei den Damen im Büro) immer ein fetter, feuchter Schmatzer auf die linke und rechte Wange sein. Küsschen links und rechts ist voll OK, aber ich habe mich jetzt damit abgefunden, dass das ruhig ein ausgiebiger Knutscher sein kann.
Auch wenn man sich normal unterhält, ist es vollkommen üblich, sich gegenseitig während dem Gespräch an zu fassen. Man greift den andern mal am Arm und gibt ihm einen Klaps auf den Rücken oder die Schulter, man reicht ihm mitten im Gespräch die Hand oder stützt sich auf dem Knie der anderen Person ab. Im ersten Moment fühlt man sich dann doch ziemlich bedrängt. Laut meiner Vermieterin (die das auch macht) ist das aber vollkommen normal, da hier so etwas wie ein "eigener Bereich" (den normalerweise jeder Mensch um sich herum hat und den er versucht privat und frei von anderen fremden Menschen zu halten) nicht existiert. Also habe ich mich auch damit abgefunden, allerdings bin ich noch nicht soweit, das auch selbst bei anderen Leuten an zu wenden :-). Außerdem bin ich sehr glücklich mit der Tatsache, dass diese letztere Eigenschaft vor allem und in übermäßigem Masse bei der weiblichen Bevölkerung an zu treffen ist. ich bin definitiv zu europäisch dafür, eine fremde männliche Hand auf meinem Bein zu dulden :-).

Als nächstes gibt es die Eigenschaft, dass hier das inoffizielle Motto gilt "Kommste heut nicht, kommste morgen" (oder gar nicht). Wie ich bereits erklärt habe, haben die hier auch ihr eigenes Zeit-System, bei dem "Now Now" und "Just Now" so viel heißen wie in zwei bis drei Stunden. Genauso läuft das auch mit Plänen und der Organisation. Caroline will mir zum Beispiel seit meinem Einzug einen Spiegel in meinem Zimmer anbringen oder Amber möchte mir seit sechs Wochen die Höhlen im Lions Head zeigen, die Marketing Managerin plant seit meinem ersten Tag als Praktikantin, dass ich einen Tag ausschließlich an ihrem Schreibtisch verbringe, um ihren Arbeitstag zu erleben, die Online Managerin möchte seit meinem ersten Tag eine Google+ Kampagne mit mir starten,....
All diese Dinge sind nicht lebensnotwendig und es ist nicht bösartig von den Leuten, mir diese Vorschläge zu unterbreiten und dann nicht ein zu halten. Genau das ist deren Mentalität. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie man mit dieser Einstellung einen erfolgreichen Beruf ausüben kann oder wie man sonst so überlebt, aber ich bin nicht enttäuscht, wenn etwas nicht stattfindet oder einfach um 8 Wochen verschoben wird. Außerdem nutze ich genau diese Eigenschaft mittlerweile teilweise selbst. Ich halte mich zwar meist noch an meine eigenen Deadlines, aber so ein paar Sachen, die ich eigentlich sonst für unüberwindbar und unaufschiebbar gehalten hätte, stehen jetzt auch auf meiner Warteliste. Ich versuche jedoch diese Dinge möglichst auf einer privaten Ebene zu halten und die Sachen, die ich im Büro erledigen muss mehr oder weniger sofort zu machen. Schließlich ist das ja auch einer der Gründe, weshalb ich das Land laut meiner Kollegen nicht mehr verlassen darf :-). Ihre Pläne bezüglich meinem "Hier-Behaltens" gehen auch so langsam in die heißen Phase. Da sie festgestellt haben, dass ich meinen Reisepass nie mit zur Arbeit bringe, sodass es keine Möglichkeit gibt, mir diesen zu entwenden, sind jetzt Diskussionen im Gange, mir Kapstadt noch schmackhafter zu machen, sodass ich von mir selbst aus einfach keinen Grund mehr sehen kann, wieder zurück zu gehen. Das finde ich sehr süß und ich fühle mich immer wieder geschmeichelt, wenn ich die Reaktionen auf meine abgeschlossenen Projekte lese. So was wie "Dich hat der Himmel geschickt" oder "You are a star", "Was sollten wir nur ohne doch machen", das erfüllt mich mit tiefstem Stolz. Dementsprechend gespannt bin ich natürlich auch auf mein Zeugnis oder meine Bewertung, die ich zum Abschluss dieses Praktikums erhalte :-).

Jetzt komme ich aber mal zu meinen letzten beiden Tagen. Also wie schon gesagt, kann ich zu der aktuellen Situation im Büro nur so viel sagen, dass es sehr unterhaltsam ist. Meine Arbeit vorgestern bestand darin, meine eigen Arbeit (meine täglichen Aufgaben) auf zu schreiben und dann an die Marketing Assistentin zu übergeben, wenn sie aus dem Urlaub kommt. Außerdem habe ich ziemlich viel Zeit damit verbracht, mich mit den aktuellen Kampagnen und Promotions auseinander zu setzen, die in den kommenden Monaten für alle drei Hotels anstehen. Schließlich ist es ziemlich unklug,wenn man zum Beispiel an einem Tag ein "Special" für alle drei Hotels gleichzeitig anbietet, bei dem es Vergünstigungen auf Übernachtungen gibt. Daher ging es vor allem darum, diese Dinge möglichst gut zu planen und ein passendes Timing zu finden. Außerdem arbeiten wir alle an unserem Budget, also an dem Budget, das das Marketing Department für alle drei Hotels erhält. Ab März beginnt ein neues "finanzielles Jahr", in dem dann das neue Budget zur Verfügung steht, aber natürlich versuchen wir (wie alle anderen Menschen in allen anderen Büros auch) ein höheres und besseres Budget als letztes Jahr heraus zu schlagen. daher ist im Moment eine Menge Planung und Strategie angesagt.

Vorgestern Abend war ich dann wieder joggen, weil ich irgendeine Art von körperlicher Betätigung brauche, wenn ich den ganzen Tag nur sitze. Leider konnte ich meinen Rekord von den 9 km am Sonntag nicht brechen, aber die 5 km reichten vollkommen, um mich in einen sehr tiefen und festen Schlaf zu versetzen :-).

Gestern Morgen habe ich dann eine halbe Stunde später mit der Arbeit begonnen, als gewöhnlich, da wir den Freitag nutzen, um ein spezielles Meeting ab zu halten. Ich glaube, das habe ich schon mal erwähnt, aber es wurde bis jetzt noch nie so richtig gut durchgezogen: Es handelt sich dabei um ein "Creative Meeting", in dem wir das machen, was eigentlich eine Marketingabteilung ausmacht. Ich habe eine Liste mit Projekten zusammen gestellt, die unserer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Diese Projekte besprechen wir dann und machen eine Art Brainstorming, um in möglichst kurzer Zeit und möglichst entspannter Atmosphäre möglichst viele, kreative Ideen zu sammeln.
Dieses Meeting ist für ca. 1,5 Stunden am Nachmittag angesetzt. Da ich aber ziemlich sicher weiß, dass das nicht reichen wird und da ich auch nicht so wild auf Überstunden bin, beginnt mein Freitag immer etwas später als die anderen Tage.
Ich nehme jetzt schon mal vorweg, dass es auch gestern nicht funtioniert hat, dieses Meeting durch zu ziehen und dass es auf Montag verschoben wurde (das nur nochmal zu der Einhaltung von Terminen und Plänen :-) ). Allerdings erzähle ich trotzdem mal, was für gestern bzw. jetzt für Montag geplant war/ ist.
Ein Thema, das besprochen werden sollte und jetzt soll, ist besonders spannend: Wir haben mittlerweile zwei von unseren drei Hotels komplett renoviert und erneuert (die Gästezimmer im Vineyard letztes Jahr und die Büroräume dieses und das Townhouse davor). Im dritten Hotel, von dem ich Anfang der Woche Fotos gezeigt habe, wurden auch schon Renovierungsarbeiten durchgeführt. Allerdings waren dies eher kleinere, die Anfang letzten Jahres stattfanden. Dennoch mussten die Gäste zu dieser Zeit zweimal mit Belästigungen durch Lärm und Dreck rechnen. Dementsprechend haben wir zweimal Entschuldigungen raus geschickt und um Verständins gebeten. Auf Grund einer Fehlinformation und neuer spontaner Planungen, dachten wir, dass die Bauarbeiten damit erledigt seien. Allerdings ist jetzt herausgekommen, dass der größte Teil erst noch ansteht. Das Problem ist, dass wir in unseren Statement während der letzten beiden Renovierungsphasen bereit versprochen haben , dass das jeweils die letzten Arbeiten für die nächsten Jahre waren. Unsere Aufgabe besteht jetzt darin unsere Gäste (und speziell die Stammgäste) erneut darüber aufzuklären, dass es weitere Arbeiten geben wird. Da diese uns jedoch so langsam nicht mehr abkaufen, dass das auch wirklich dieses Mal die letzten Arbeiten sind, müssen wir irgendwelche Lösungen und Möglichkeiten finden, dass sie uns dennoch nicht davon rennen. Lange Rede, kurzer Sinn: Eines unsere Themen im creative meeting ist: Wie können wir uns möglichst humorvoll und dennoch vertrauensvoll entschuldigen, eine neue Renovierungphase ankündigen und unsere Gäste nicht vergraulen ohne uns bis auf die Knochen zu blamieren, da wir damit bereits das dritte Versprechen abgeben.
Mit dieser Herausforderung werden wir dann voraussichtlich Montag ins Meeting gehen (also falls das was wird).
Das finale Meeting zu diesem Thema, zu dem auch ein externer Mitarbeiter eingeladen ist, von dem wir uns sehr viel erhoffen, findet dann am Dienstag statt, aber wir wollen ungern vollkommen unvorbereitet darein marschieren und wollen uns daher Montag schon mal einen Kopf darüber machen. Aber wie gesagt, ich glaube hier erst Sachen und vetraue auf Termine und deren Einhaltung, wenn ich leibhaftig in dem Meeting sitze und alle Beteiligten auch anwesend sind (sowohl physisch, als auch psychisch).

Für heute (es ist gerade Samstagmorgen, halb 9) habe ich geplant zunächst in die Stadt zu fahren und von da auch eventuell zum Hout Bay Harbour (das ist der Hafen, wo ich ganz am Anfang die Fotos von den Seelöwen gemacht habe). Von dort aus fahren Fähren nach Duiker Island, einer Insel auf der mehrere tausend Seelöwen leben. Falls der Wind das zulässt und falls die Fähren fahren, ist das mein Plan für heute und ich bin mal gespannt, ob ich ein paar weitere Seelöwen zu Gesicht und vor allem vor die Kamera bekommen kann.

Damit verabschiede ich mich dann und entschuldige mich, dass es bei diesem Post keine Fotos gab. Ich hoffe aber, dass dafür im nächsten wieder genug Bilder vorhanden sein werden (also drückt mir die Daumen, dass ich vor lauter Seelöwen den Strand nicht mehr sehen kann :-) ).
Schönes Wochenende!!!!






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