Samstag, 4. Januar 2014

Moin moin,

ich hoffe ihr habt euch mittlerweile alle von dem weihnachts- und dem anschließenden Silvester-Stress erholt und seid so langsam wieder im Arbeits-Modus (wenn ihr das nicht schon hinter euch habt). So wie ich, denn mein "Urlaub" war ja leider gestern auch vorbei. An sich ist das ja auch nicht schlimm und vollkommen OK, wenn ich aber nicht wegen eines klitzekleinen Datums-Fehlers einen Tag mehr gearbeitet hätte als ich eigentlich müsste.
Ich habe ja erzählt, dass ich den 02.01.14 frei bekommen habe, damit ich mit nach Greyton und zum Pearlie Beach fahren kann.Das fand ich auch wirklich einen sehr netten Zug und bin dafür unglaublich dankbar. Mir wurde dann aber gesagt bzw. ich habe es sogar schriftlich, dass ich dann am 03.01.14 wieder da sein soll. Das war dann also gestern. Als ich aber um 7 Uhr morgens pünktlichst das Büro betrat, wurde ich von der Online Managerin ziemlich sparsam an geguckt, als sie eine halbe Stunde nach mir kam. Sie fragte mich, was ich hier mache, sie hätte mir doch frei gegeben und ich müsse erst am Montag, den 03.01.14 wieder arbeiten. Der Witz an der Sache ist, dass sie mir ein seeeeehr verlängertes Wochenende bescherren wollte und meinte ich hätte es verdient, erst am dritten dieses Monats wieder an zu fangen. Leider hat sie es aber offensichtlich nicht so mit Daten, denn (wie wir alle wissen) war gestern der 3. und das war eindeutig nicht Montag. Als ich dann einmal da war und mich wieder "eingearbeitet" hatte, wollte ich dann aber auch nicht dreist wieder abhauen und habe deshalb schön brav meine 8.5 Stunden geschoben. Ich muss allerdings sagen, dass ich die Intention von ihr sehr sehr nett finde, auch wenn es ein paar Abzüge in der B-Note und der Ausführung gibt :-).
Es war dann aber gestern ein ganz chilliger Arbeitstag. Wir waren nur zu zweit im Büro, da der Dritte im Bunde  mit Jacklack zu Hause liegt, da er erst vorgestern aus den USA wieder gekommen ist.
Der größte Teil meiner Arbeit bestand dann darin, Artikel raus zu suchen und zu lesen. Ich habe nämlich neben dem Google+- Projekt jetzt auch noch offiziell das Projekt "Pinterest". Bei Pinterest handelt es sich auch um eine Social Media Platform, die allerdings anders als Twitter, Google+ oder Facebook nur mit Bildern arbeitet. Man kann dort (als Privatperson oder als Unternehmen) Bilder posten und diese können dann wiederum von anderen Nutzern "gepint", also mit deren Freunden geteilt und weiter verbreitet werden. Ich kann Pinterest zwar schon vorher, habe es allerdings noch nie selbst genutzt, geschweige denn eine eigene Seite oder einen Account erstellt. Daher habe ich den gestrigen Tag vor allem dazu genutzt, mich darein zu lesen und ich bin jetzt (theoretisch) sehr bewandert auf diesem Gebiet :-).

Auch wenn es Menschen gibt, die das nicht interessiert und die das langweilig finden, ich erzähle jetzt trotzdem mal kurz etwas über den aktuellen Status der Angestellten-Kantine bzw. das dort angebotene Essen. Wir haben nämlich seit kurzem die Möglichkeit uns bei unserem Manager (jede Abteilung wird von einem Manager/ einer Managerin geführt) als Vegetarier zu outen. Dann können die sich bei der Kantine melden und ein vegetarisches Menü bestellen. Ich will damit nicht sagen, dass das besser ist als der normale Schmaus, aber ich finde es einen sehr netten Zug. Wenn die jetzt auch noch lernen etwas anderes zu kochen, als Nudeln mit Chilli-Sauce, dann höre ich auch vollkommen mit dem Meckern auf. Ich finde es nur sehr nett, dass die (hier in Südafrika) schwindend geringe Minderheit an Vegetariern hier jetzt auch endlich Beachtung findet :-).

Und wenn ich gerade einmal beim Thema bin, wir haben uns natürlich auf unserem Silvester Road Trip auch alle etwas vorgenommen für 2014. Ich unterstütze besonders Ambers und Marushkas Vorsatz dieses Jahr bzw. erstmal die kommenden Monate kein Fleisch und keinen Fisch zu essen.Sie haben es mir nicht geglaubt, aber ich habe versucht ihnen zu bestaetigen, dass das Leben auch ohne den Genuss von totem Tier lebenswert sein kann.
Ich hoffe nur, dass dieser Vorsatz länger hält als ihr anderer. Wir haben uns nämlich außerdem alle vorgenommen, vorerst im Januar keinen süßen und zuckerhaltigen Nahrungsmittel zu uns zu nehmen. Das bezieht sich auf Schokolade, Eis, Kekse, Plätzchen, Pudding, etc.. Mir ist es erlaubt einen Löffel Zucker in meinem Kaffee und Amber einen in ihrem Tee zu haben, aber alles andere ist verboten. Ziel ist es dann im Februar den hoffentlich absoluten Geschmacks-Flash zu bekommen, wenn wir uns ein Stück Schokolade gönnen oder ein Eis schlecken. Es geht dabei nicht darum, Gewicht zu verlieren (alles andere ist ja schließlich erlaubt), aber wir haben einen Artikel gelesen, in dem es darum ging, wie wohl und fit man sich ohne Zucker fühlt und wie rein und weich die Haut doch ohne dieses "Gift" wird. Naja, mal gucken, wenn es nicht klappt, "zurück zu alten Mustern".
Das Problem mit Amber und Marushka ist allerdings, dass sie beide nicht so ganz so extrem viel Selbstbeherrschung besitzen. Marushka hat am 01.01.14 das erste Mal gesündigt, als sie mit den Kindern Marschmallows gegrillt hat. Am nächsten Morgen gab es Lebkuchen und Spritzgebäck bei ihrer Familie (die ja alle deutsche Wurzeln haben und auch sehr viele deutsche Süßigkeiten besitzen; wo auch immer sie die herbekommen). Da haben sowohl Marushka, als auch Amber kräftig rein gehauen und als kein Brot fürs Frühstück mehr da war und beide ja eh schon mit ihrem Vorsatz gebrochen hatten, gab es Schokoladen- und Vanille-Eis mit Karamellsoße zum Brunch.
Vorgestern Abend als ich wieder zu Hause war, hat Caroline dann ganz stolz ein Pistazieneis präsentiert, das es zum Nachtisch geben sollte und dass ihrer Beschreibung nach eines der besten Dinge ist, die sie jemals gegessen hat. Auch da ist Amber dann wieder vollkommen schwach geworden und hat sich reichlich bedient.
Und jetzt komm ich: Ich habe weder Marshmallows geröstet, noch Lebkuchen oder Spritzgebäck gegessen, ich hatte Müsli statt Eis zum Brunch und ich habe eine Tasse Kaffee getrunken, als alle anderen vorgestern Abend das Eis verköstigt haben.
Ich habe keine Ahnung, wie ich das bis jetzt ausgehalten habe, aber ich habe gehört, dass die erste Woche die schlimmste ist und wenn man die überlebt hat, ist der Rest einfacher. Das ist meine einzige Hoffnung. Außerdem fühle ich mich als einziges Teammitglied, das unseren Schwur einhält dafür verantwortlich, unsere Ehre immerhin etwas zu wahren.Ich verspreche definitiv nichts und ich glaube auch nicht (Nein, ich bin fest davon überzeugt), dass ich das nicht bis Ende diesen Monats aushalte, aber immerhin habe ich schon vier Tage hinter mir.

Das aber mal soweit dazu :-).

Gestern Abend waren wir dann piknicken in Camps Bay. Wir sind Caroline, Amber, Karsten und ich (Karsten ist der neue deutsche Hausgast bei Caroline). Neben dem Picknick haben wir dann den Sonnenuntergang betrachtet und natürlich gibt es davon auch wieder eine Menge Fotos:















Das war also mein gestriger Tag.
Heute war ich dann mal wieder in der Stadt. Eigentlich wollte ich dort nur ein bisschen einkaufen und mir den Markt mal etwas genauer angucken, auf dem die Händler ihre Handwerkskunst vertreiben. Besonders berühmt sind sie für ihren Schmuck, ihre Holz-, Draht- und Stoffkreationen und für mich besonders spannend ist, dass das zum Einen alles selbst gemacht ist (das sieht man auch, da es keine perfekten Fließbandabfertigungen sind, sondern echte Unikarte mit kleinen Unebenheiten oder besonderen Stellen) und zum Anderen kommen viele bzw. ein Großteil der Händler aus den Townships. Wenn man also bei ihnen direkt kauft anstatt in einem der großen Souvenir-Läden, kann man sicher sein, dass man ein Einzelstück erhält, das dies auch in Handarbeit entstanden ist und dass das Geld wirklich dahin geht, wo es die Menschen hier benötigen. Und ganz davon abgesehen sind die meisten Händler auch echt nett. Klar versuchen sie einem was zu verkaufen, aber wenn man mit ihnen ins Gespräch kommt, erfährt man noch ganz andere Dinge, die einem der Touristenführer verschweigt. So habe ich zum Beispiel heute erfahren, dass sämtliche Straßen in der Stadt heute gesperrt sind (das habe ich vorher nicht bemerkt, da ich mit dem Zug gekommen und vom Bahnhof direkt zum Markt gegangen bin, wobei ich an keiner Hauptstraße vorbei muss). Der Grund für die Sperrung ist, dass heute Carnival war. Dieses Carnival klingt nicht nur ähnlich wie unser deutsches Karneval, es geht dabei auch vor alle darum, dass sich sehr viele Menschen sehr bunt verkleiden, dass gefeiert wird, dass getanzt, gesungen und musiziert wird und dass alle Spaß haben.
Es gibt mehrere Carnivals in Kapstadt und das heutige war für oder von (wie auch immer man das sehen will) der coloured (also der farbigen) Bevölkerung. Daher hat man heute wirklich kaum oder eigentlich so gut wie keine schwarzen Menschen auf den Straßen gesehen und auch der weiße Teil der Bevölkerung hielt sich verdeckt. Neben den weißen Touristen und ein paar Schaulustigen bestand die Innenstadt fast hauptsächlich aus den coloured Personen.
Höhepunkt des heutigen Tages war dann die Parade, wegen der auch alle Straßen gesperrt waren. Jedes Viertel, jeder Stadtteil und jede Vorstadt, in der ein größerer Teil Farbiger lebt, hat seine eigene Musik-Truppe, die Trompete und vor allem Trommeln spielen. Dazu kommt dann noch eine Gruppe aus tanzenden, verkleideten Leuten, die dann alle zusammen durch die Straßen marschieren.
Leider muss ich sagen, dass die Musik oder was auch immer sie mit den Instrumenten versucht haben, nicht so ganz musikalisch war, aber das haben sie dann durch die Tanzeinlagen wieder raus geholt.

Ich habe auch leider nicht herausfinden können (und Caroline konnte mir das auch nicht beantworten), welche Tradition dahinter steckt und wieso genau das gemacht wird, also nehme ich das einfach mal so hin. Die hier unten glauben übrigens, dass unser Karneval eine Entschuldigung dafür ist, vollkommen betrunken zu sein, ohne ausgelacht zu werden (die kennen unsere Schützenfeste nicht) und was ich besonders witzig finde: Wie auch immer dieses Gerücht entstanden ist, aber die glauben in Deutschland sei es an Karneval erlaubt mit jedem oder jeder zu schlafen, mit dem oder der man will. Man ist schließlich an dem Tag (die begrenzen das auch nur auf den Sonntag) nicht man selbst, sondern schlüpft in eine andere Rolle und es sei somit nicht Untreue oder Fremdgehen, sondern in Deutschland vollkommen normal. Ich habe allerdings jedenfalls in diesem Haushalt ein bisschen Aufklärungsarbeit geleistet und versucht, die ganze Sache richtig zu stellen: Nur weil manche Deutsch vielleicht glauben oder sich wünschen, es sei so wie eben geschildert, heißt das nicht, dass das die Norm ist und als "normal" angesehen wird. Caroline war daraufhin sehr erleichtert und ich glaube, ich habe eine gute Tat für den Ruf der Deutschen (des deutschen Karnevals) in Kapstadt getan.

Aber zurück zu dem Carnval hier. Es wird zwar auch getrunken, aber da vor allem viele Kinder dabei sind und da der Verzehr von alkoholischen Getränken wie in Australien und den USA in der Öffentlichkeit strikt verboten ist, artet das hier bei weitem nicht so aus wie bei uns.

Was ich aber sehr interessant fand, ist, dass die Leute schon Stunden vor der Parade an den Absperrzäunen neben den Straßen campen, um dann in der ersten Reihe zu sein. Wie man gleich auf den Fotos sieht, wird da das volle Programm aufgefahren: Mutter, Vater, Oma, Opa, Tante, Onkel, Cousin, Cousine, Hund, Katze, Matratzen, Sonnenschirme, Unterstände, Baldachine, Zelte, Hängematten, Luftkissen, Sitzsäcke, Gartenstühle, Fresspakete, Kühlschränke, Kühlboxen, etc. Es gibt so ziemlich nichts, was ich heute nicht irgendwo bei einer der campenden Familien gesehen habe.

Jetzt wird es spannender, denn jetzt kommen die Fotos:

Das war dann schon während der Parade und man sieht, dass die einzelnen Stadtteile und Viertel jeweils in eigenen Farben auftreten (immer in Zusammenhang mit einem passenden Sonnenschirm).




So sah es an den Straßenseiten aus:







Während die campenden Menschenmassen es sich vorne in der ersten Reihe mehr als nur gemütlich gemacht hatten, blieb den tausenden anderen Leuten mal gerade ein knapper Meter zwischen Campern und Gebäuden, um sich sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung zu bewegen.





Das ist ein Beispiel für eine Familie:


Aber zurück zu den Hauptdarstellern des Tages: Man kann sehr gut die Unterscheidung durch die verschiedenen Gewänder erkennen und nur erahnen, wie es war bei über 30 Grad da drin zu stecken und den ganzen Tag auf offener Straße zu tanzen.












Ich habe auch neben den Fotos vor allem Videos gemacht, auf denen man die gewöhnungsbedürftigen Tanzstile sehen kann und einen Eindruck von der "Musik" bekommt. Da die aber leider nicht mehr in diesen Post passen, packe ich die in einen separaten :-). Die Videos sind übrigens wirklich sehenswert :-).


Nachdem die verschiedenen Gruppen dann durch die Straßen geirrt sind, sind sie an der Grand Parade bzw. der City Hall raus gekommen. Dort (wo auch die Trauerfeier für Madiba stattfand) wurden sie dann vorgestellt und haben nochmal eine Zugabe ihrer Fähigkeiten gegeben.

Alle Menschen, die an den Straßenrändern keine Plätze mehr gefunden hatten bzw. den Kampf um die letzten aufgegeben haben, landeten dann dort. Außerdem gab es auch Leinwände, auf denen verschiedene Orte gezeigt wurden und eine Tribüne, von der aus man (wenn man denn um 5 Uhr morgens da war, um an zustehen) alles von oben betrachten konnte.



 Besonders schockierend finde ich aber folgende Bilder (obwohl ich glaube, dass es in Köln am Aschermittwoch nicht anders aussieht, außer, dass bei uns die Zahl der Alkoholopfer am Straßenrand höher ist).












Und es handelt sich bei alle diesen Bildern um die Hauptstraße, nicht um irgendwelche Gassen, um die sich niemand kümmert.

Besonders spannend finde ich auch die Art und Weise, wie die Straßenhändler versuchen ihren Nutzen aus der ganzen Veranstaltung zu ziehen. Da bedarf es auch keiner schicken Präsentation der Waren mehr, sondern lediglich ein großer Haufen, aus dem man als Kunde wählen darf  (nur nebenbei, das ist ein "Schuhverkäuferin", es geht also um den Schuherg).



Im Allgemeinen fand ich den Tag heute sehr interessant und bin froh auch bei dieser mehr oder weniger kulturell wertvollen Tradition dabei gewesen zu sein :-):

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