Sonntag, 24. November 2013

Hallo und einen schönen Sonntagabend.

Das Wochenende ist ja leider schon wieder vorbei, aber ich habe versucht, es so ausgiebig wie möglich zu nutzen.
Gestern, also am Samstag war ich in Simon´s Town und am Boulder´s Beach.
Wir hatten so um die 26 bis 27 Grad, aber leider einen unglaublich extremen und starken Wind. Das kann den Strandtag dann schon mal etwas beeinflussen. Wenn man nämlich bei Winden um die 35 km/h am Strand spazieren geht oder sich auch nur in der Nähe von Sand aufhält, bekommt man schon mal sehr leicht ein dezentes, aber sehr intensives Ganz-Körper-Peeling und auch wenn man kein einziges Mal die Chance hatte, sich hinzu legen, weil man zu sehr damit beschäftigt war, seine herumfliegenden Sachen ein zu sammeln, konnte man sich abends doch den Sand aus allen Poren kratzen.

Trotzdem war es aber wirklich ein sehr schöner Tag und im Nachhinein kann man über deren Wind hinweg sehen :-).
Das hier ist Simon´s Town bzw. die Hauptstraße. Simon´s Town ist direkt am Strand gelegen und super süß und klein und gemütlich, wie man sieht.






Wenn man dann zwei bis drei Kilometer weiter marschiert, kommt man in Boulder´s Beach an. Dieser Strand ist berühmt für seine Pinguin-Kolonie. Leider bedeutet dieses "berühmt sein" aber auch, dass es unglaublich viele Touristengruppen gab (vorzugsweise Japaner, Schweizer und Deutsche), die sich mit ihren Reiseführern durch die Wege zwängten. Da ich nicht so sehr ein Fan von großen Touristenansammlungen, kleinen, schreienden Kindern und alten Menschen mit braunen Sandalen und weißen Tennissocken bin, die versuchen die Pinguine zu streicheln, war das leider der negative Punkt an Boulder´s Beach.
Allerdings hat der Strand mit den Pinguinen und das Meer für einiges entschädigt.
So ist der Sand zum Beispiel weiß, das Meer ist teilweise türkis und die Pinguine sind recht zahm und süß. Aber ich denke mal, die Fotos sagen etwas mehr:


















Hier ein Beweis, dass auch wirklich ich da war und die Fotos gemacht habe und dass ich die nicht einfach von Google habe, auch wenn die so wunderschön und teilweise übertrieben unecht aussehen :-).







Die folgenden Bilder sind dann wieder aus Simon´s Town vom Strand, an dem ich mich aber wie gesagt nicht so lange aufhalten konnte, da man sonstjetzt noch einzelne Hautfetzen von mir aus dem Sand buddeln könnte.


Jedenfalls so viel zu meinem Samstag.

Den heutigen Tag habe ich dann mit Kultur- und Geschichtsprogramm verbracht.
Zunächst hieß es früh aufstehen und den Zug nach Kapstadt (in die Innenstadt) bekommen. Von dort aus hieß es dann den Minibus bis zur Waterfront nehmen. Von dort aus hieß es dann ab auf die Fähre und da beginnt das spannende.
Ich habe mir heute mal (obwohl ich davon eigentlich gestern schon eine Menge hatte) das volle Touristen-Paket gegönnt. Von der Waterfront aus (dem berühmtesten und touristischsten Hafen in Kapstadt) habe ich eine Robben-Island-Tour gebucht. Ein paar Basis- und Hintergrundinformationen zu Robben Island:
Es ist knapp 5,5 km ² groß, 12 km von Kapstadt entfernt und knapp 7 km vom nächsten Festland. Da das Wasser so extrem kalt und die Strömung extrem stark ist, wurde die Insel vor allem als Gefängnis genutzt, also als Art Alkatraz von Südafrika. Neben den normalen Kriminellen, die dort untergebracht wurden, war es vor allem bekannt als Hochsicherheitsgefängnis für politische Gefangene, die nicht so wollten, wie die damalige Regierung. Das Gefängnis wurde bis 1991 für politische Gefangene und bis 1996 für andere Kriminelle genutzt. Am bekanntesten ist es aber wohl dafür, dass Nelson Mandela dort 18 Jahre lang inhaftiert war.
Das war jetzt der kleine geschichtliche Hintergrund. Was einem Wikipedia aber nicht verrät ist, was uns unser Tourguide erzählt hat: Ursprünglich wurde die Insel, auf der sich auch ein Krankenhaus befindet, genutzt, um physisch oder psychisch behinderte Menschen, sowie auch Lebra-Kranke unter zu bringen. Besonders kurios war, dass zum Beispiel auch ein deutsches Paar dort "gehalten" wurde, die beide erkrankt waren. Damit sie ja keine Kinder zeugen und bekommen konnten, wurden sie die ganzen sechs Jahre ihres Zwangsaufenthalts getrennt voneinander untergebracht. So krank sich das auch anhört, kann man das ja vielleicht irgendwie, bezogen auf die Zeit und die fehlende Bildung (wir befinden uns im frühen 18. Jahrhundert) noch verstehen, aber wenn man das Alter der beiden deutschen Personen betrachtet, nimmt die Geschichte seltsame Züge an: Er war 78 Jahre als er starb und sie 74 Jahre, also hätte das mit dem Kinderbekommen wahrscheinlich auch nicht funktioniert, wenn sie 24 Stunden im Schlafzimmer eingesperrt gewesen wären :-).

Aber jetzt zum Rest der Tour. Also wir sind an der Waterfront los geschippert, ein echt lustiger Typ für Animation gesorgt hat. Jedes Mal, wenn ein Paar auf die Fähre gekommen ist, hieß es so etwas wie:
- Welcome young love.
- Forever together.
- forever and ever.
usw.
Wenn eine einzelne Frau gekommen ist:
- No man, no cry.
Bei einem einzelnen Mann:
- No woman, no cry.
Bei zwei Männern:
- Together forever????????
- No love, but mal love.
Bei mehreren Frauen:
- Here are Charly´s angels.
Bei mehreren etwas "propperen" Herrschaften:
- Here are the big five. (Dazu muss man wissen, dass Südafrika berühmt ist für seine Big Five, das sind Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Leoparden)
 Und unabhängig von Geschlecht, Alter und Anzahl der Personen:
- See you in 20 years.
- Have a nice day in prison.
- Try to escape.
- I will visit you.

Das ist der nette Herr:



Das hier ist unser Schiffchen gewesen:






Das da ist nur ein Schiffchen, dass ich gerne hätte, so als Eigenbedarf :-).



Das ist die V & A Waterfront, wenn man sie vom Wasser aus betrachtet:





Mit Tannenbaum, bei 32 Grad und im November muss das ja auch sein :-).



Wenn man hier angesprochen wird, wird man entweder, so wie ich am Anfang "White Lady" genannt oder, so wie ich mittlerweile (keine Ahnung, warum sich das geändert hat, aber ich bin stolz drauf) "Sister" oder aber, wenn man so aussieht, wie folgende Dame "(Big) Mama". Und das lustige ist, wir oder ich würde das als Beleidigung sehen, aber die freuen sich darüber. Und nur damit man sich bildlich vorstellen kann, wie das gemeint ist, hier einmal eine (Big) Mama und ich hoffe, ihr habt mich bildlich vor Augen, das wäre dann eine "Sister"  :-).



Das sind noch weitere Fotos von Auslaufen aus der V & A Waterfront:







Und das ist die Ankunft an Robben Island, Ich hatte irgendwie Robben und Seelöwen erwartet, habe allerdings gefühlte 25000 Vögel zu sehen bekommen:




Jeder schwarze Punkt ist eine Ente oder so was ähnliches.


WELCOME TON ROBBEN ISLAND:


Tatsächlich gibt es auf Robben Island Robben, und auch eine Pinguinkolonie. Allerdings habe ich leider keine der beiden Tierarten vor die Linse bekommen.


Auf Robben Island angekommen, wurden wir dann von einem Guide abgeholt und in Busse gesteckt, mit denen wir eine Inselrundfahrt gemacht haben, bevor es in den Knast ging.
Da Mandela auf dieser Insel eingesessen hat, läuft hier alles etwas anders. Bei uns fahren die Busse mit Benzin oder Diesel, hier mit "Freiheit":






Auch wenn man eigentlich nur das Gefängnis und Mandela mit der Insel verbindet, ist sie doch auch naturtechnisch ziemlich beeindruckend:









(Nur zur Erinnerung, das da ist eine so genannte "Sister", keine "Mama").



Die folgenden Gebäude zeigen den Teil des Gefängnisses, der abseits vom Rest war und in dem die Gefangenen in vollkommener Isolationshaft gehalten wurden, sodass sie weder mit Wärtern noch mit Mitinsassen sprechen durften:









Wieso diese Zellen (meiner Meinung nach) so gemütlich aussehen, weiß ich allerdings nicht.
Die für die anderen, nicht isolierten Häftlinge sehen anders aus, wie ihr gleich merken werdet.





Dieser Mann, nach dem das Haus benannt wurde, saß jahrelang in Einzel- und Isolationshaft und hat mit keiner Menschenseele gesprochen. Um das durch zu stehen, hat er (so hat er es jedenfalls in seinem Buch geschrieben) jeden Morgen zu sich selbst bzw. zu seinem Spiegelbild gesagt: "Auch dieser Tag wird vorbei gehen".

Das sind Briefe, die er bekommen hat bzw. die an ihn gerichtet waren, die er aber erst bei seiner Entlassung lesen durfte, weil er sonst "Kontakt" zu anderen menschlichen Wesen (außer den Aufsichtspersonen) gehabt hätte. 

Dieser Haufen Steine wurde Anfang des neuen Jahrhunderts zusammen gelegt. 120 Ex-Häftlinge (politische Gefangene) sind zusammen gekommen und haben den Haufen errichtet, indem jeder einen Stein dazu gelegt hat, um den Zusammenhalt, die Kraft und Stärke zu symbolisieren.


 Eine Zelle in dem Isolationshaft-Gebäude mit "Außenblick".


Eine sehr besondere und sehr alte Waffe aus dem zweiten Weltkrieg. Es tut mir sehr leid, aber ich habe mir die genaue Reichweite und Durchschlagskraft nicht behalten, aber ich weiß so viel: Die ist saustark, saulaut, sau heftig, kann saumäßig weit schießen und ist leider auch saulangsam (5 Minuten vom Zünden bis zum Aufschlag).



Und hier kommt das Gefängnis für die politischen Gefangenen, sowie andere Kriminelle:









So sieht einer der Schlafsäle aus (also das Jesusbild wurde nachträglich gemalt) und auf dem Plakat sieht man die Haftkleidung.


Das ist unser Guide gewesen, der von 1981 bis 1989 im Gefängnis saß. Er war somit zur gleichen Zeit inhaftiert wie Nelson Mandela und er war auch ein politisch Gefangener, da er einer Untergrundorganisation angehörte, die gegen die Regierung handelte. Als diese das raus bekam, wurde die komplette Organisation hoch genommen und eingebuchtet. Er bekam acht Jahre dafür.
Er lebte in Trakt C, und Mandela in B. Da er aber wie viele andere auch bereitsdamals Mandela als Führer und Idol sahen, hat er versucht mit seinem Helden in Kontakt zu kommen. Normalerweise gab es keinen Kontakt zwischen den Traktden, er hat aber in der Küche angeheuert, um bei der Essensauslieferung zu helfen. Jeder Häftling hatte seine Arbeit und nur die Essensverteiler waren die einzigen, die ihren Trakt verlassen durften (dachte unser Guide jedenfalls). Also hat er sich frohen Mutes mit seinem Essenswagen aufgemacht in Trakt B, wo er dann aber von den Wärtern schleunigst wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt wurde, da Trakt B eine eigene Küche besitzt und nicht wie die anderen Trakte über eine Gemeinschaftsküche versorgt wird. In Trakt B sitzen nämlich vor allem sehr alte und kranke Häftlinge, die eine besondere Nahrung bekommen. Also war das wohl nichts :-).
Aber immerhin hat er letztes Jahr Barak Obama kennengelernt, als der sich pressefreundlich in Mandelas Zelle ablichten gelassen hat.


Folgende Karte musste jeder Gefangene immer mit sich rum schleppen, denn sie verloren gegenüber den Wärtern ihren Namen und bekamen stattdessen eine Nummer.


Die Betten, so wie sie etwas weiter oben aussehen, wurden Anfang der 80er Jahre eingeführt. Davor sahen die Schlafmöglichkeiten für die Häftlinge so aus:



Hier wäre dann mal der Innenhof (bei Sonnenschein und mit den Büschen und Blumen sieht das alles ganz freundlich aus, aber Jahrzehnte lang da drin sitzen wollte ich jetzt trotzdem nicht).








Und hier einmal im Gefängnis:

Das ist die Original Mandela-Zelle


Sie misst ganze 4 qm ²

So sieht der Zellenblock dann vom Gang aus aus:


Damit man auch weiß, wo man in muss:


Das Teil steht vor dem Gefängnis. Ob es aber eine tiefere Bedeutung hat, weiß ich nicht, ich fand das Foto einfach schön :-)



Und mit dem Teil ging es dann auch wieder zurück.




Und damit habe ich meinen Kultur- und Geschichtstag auch hinter mich gebracht und es war sogar echt spannend. Auch wenn ich leider etwas 70 % von dem, was uns erzählt wurde, wieder vergessen habe, habe ich immer hin ein bisschen gelernt. Aber Konzentration ist auch nicht so einfach bei 32 Grad :-).


Abends hatte ich dann ein gemütliches Abendessen mit meiner Vermieterin und ich habe meinen intellektuell wertvollen Tag noch ausgedehnt, indem ich mich mit ihr 1,5 Stunden über Politik, Geschichte (das, was ich darüber weiß) und Kultur unterhalten habe. Wir haben festgestellt, dass wir sogar eine sehr ähnlich politische Haltung haben, was ich echt cool finde :-),

Jetzt muss ich das alles aber erstmal verkraften und verarbeiten und morgen geht dann auch das Arbeiten schon wieder weiter. Also noch einen schönen Sonntagabend und einen guten Start in die neue Woche.

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